Montag, 8. Mai 2017

Eintracht Braunschweig - Union Berlin 3:1 (1:0)

Deutschland, 2. Bundesliga, 32. Spieltag, 8.5.2017
Eintracht-Stadion, 23.225

In der Begegnung zweier Aufstiegsanwärter ging Eintracht Braunschweig bereits nach wenigen Minuten in Führung. Auch in der zweiten Halbzeit dauerte es nicht sehr lange, zwanzig Minuten, bis wieder ein Tor fiel. Mit einem schönen Lupfer stellte die Eintracht gegen nur mehr zehn Berliner auf 2:0. Der Stadionsprecher hatte aber gerade erst mit seiner Torjubeldurchsage begonnen als Union den Rückstand wieder auf 2:1 verkürzte. Die Entscheidung des Spiels mit dem 3:1 brachte ein mit einem Weitschuss abgeschlossener Spielzug.
Union Berlin ist damit wohl aus dem Rennen. Sie begannen mit dem sympathischen Ex-Rapidler Christopher Trimmel, dem man immer wieder gern zuschaut, und einem Ex-Austrianer in der Startaufstellung.
Zu Spielbeginn wurde das ganze Stadion in gelb-blau gehüllt. Im ganzen Oval wurden blaue oder gelbe Plastiküberzieher angezogen, welche die meisten Leute auch das Match über anbehielten. Dazu gab es Fahnen auf den Sitzen. Über die Südkurve prangte ein an den Trainer gerichtetes Banner „Torsten, lass die Löwen los − schießt über den Zenit hinaus“. Am Schluss wurden die Überzieher in der Kurve über den Kopf gehalten.
Man ist in Braunschweig hoffnungsfroh, „erste Liga schalalalalalala“ lautete einer der Gesänge. Der heimische Ultràsupport um die Cattiva Brunsviga ging vom Eck der Südkurve aus. In der Mitte der Kurve befindet sich ein nicht ultraorientierter Stimmungsblock älterer Schule mit einer hiesigen Kurvenlegende am Zaun, der die Gesänge der Cattiva übernahm. Bei einem über die ganze Südkurve gehenden Wechselgesang koordinierte er die andere Kurvenhälfte von der Laufbahn aus.
Die 2.300 Berliner Auswärtsfans waren zwar unverdrossen am supporten, allerdings klang es doch etwas monoton. Zum Schluss gab es mit „Scheiß auf Liga 1“ (Baby, give it up) aber einen Ohrwurmhit.
In der Braunschweiger Fanszene hatte es im letzten Jahrzehnt lange Konflikte um die Ultras Braunschweig gegeben, die vom Rest der Fanszene gemeinsam mit dem Verein schließlich gewaltsam von Auswärts- und Heimspielen vertrieben wurden. Ihnen wurde Stiftung von Zwietracht vorgeworfen, nachdem sie Neonazis im Eintracht-Fanblock angeprangert hatten. Es ging dabei aber auch um den fankulturellen Konflikt, dass der Großteil der Südkurve sich ihrem Ultràverständnis widersetzte.
Der Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht (BTSV) wurde 1895 als Fußball- und Cricket Club Eintracht Braunschweig gegründet. 1906 wurde daraus der FC Eintracht, 1920 der SV Eintracht. Nach der Befreiung 1945 wurde die alte Eintracht mit anderen Vereinen aufgelöst und es gab unter der britischen Besatzung nur einen einzigen Großverein TSV Braunschweig, der 1949 wieder in Eintracht Braunschweig umbenannt wurde. 1963 qualifizierte sich Eintracht für die neugegründete Bundesliga, in der man bis 1985 mit nur zwei einjährigen Unterbrechungen zwei Jahrzehnte lang spielte. Vor fünfzig Jahren, 1966/67, wurde Eintracht Braunschweig deutscher Meister. Im Europacup drang man daraufhin bis ins Viertelfinale vor, wo man erst im dritten Spiel nach 3:2 und 0:1 gegen Juventus ausschied. 1971 war der BTSV in den Bundesliga-Bestechungsskandal involviert, Spieler der Meistermannschaft wurden vom DFB gesperrt oder erhielten Geldstrafen. 1993/94 bis 2001/02 spielte Eintracht Braunschweig drittklassig (damals Regionalliga), 2002/03 und 2005 bis 2007 wieder 2. Bundesliga. Nach weiteren Drittligajahren schaffte man aber 2011 den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga und für eine Saison 2013/14 sogar wieder die erste Bundesliga.
Nachdem der DFB Wormatia Worms Dressenwerbung 1967/68 verboten hatte, umging Eintracht Braunschweig das Verbot indem es 1973 das Logo des Sponsors Jägermeister zum Vereinswappen machte (bis 1986) und mit diesem auf der Brust auflief. Eine beabsichtigte Umbenennung des Vereins in Jägermeister Braunschweig ging aber nicht durch.
Das Eintracht-Stadion wurde 1923 eröffnet. 1950 wurde das Stadion renoviert und auf 30.000 Plätze ausgebaut. 1957 wurde es nocheinmal auf 40.000 Plätze erweitert. Die Stehplatz-Gegengerade wurde 1976 überdacht. Mit dem Neubau der Haupttribüne 1979 übernahm sich der Verein finanziell und musste, um den Lizenzentzug zu verhindern, das Stadion an die Stadt abgegeben. Das Stadion hieß fortan Städtisches Stadion an der Hamburger Straße bis die Stadt 2008 die Namensrechte an Eintracht-Sponsoren verkaufte, die es Eintracht-Stadion benannten. 1993 bis 1995 wurde die Gegengerade zur Sitzplatztribüne umgebaut und die Südkurve neugebaut. Die Südkurve ist die einzige Tribüne, bei der das Dach von Stützen getragen wird. 2009/10 wurde auch die Nordkurve überdacht und erweitert. Heute bietet das Stadion 24.406 Plätze, wobei 23.325 für Fußballspiele zugelassen sind, davon 12.650 Sitzplätze.
Vor dem Spiel wurden Gedenktafeln für Konrad Koch besucht, der 1874 in Braunschweig das erste deutsche Fußballspiel organisiert und 1875 die ersten Fußballregeln auf deutsch verfasst hatte, sowie Braunschweig besichtigt.

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